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Roland Pieber
Fotocredit: SEO Küchenhandwerk

Junger Steirer überrascht mit 2 Michelin Sternen in Deutschland

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Job mit Aussicht: Der Steirer Roland Pieber aus Rohrbach am Kulm kocht im „SEO Küchenhandwerk“ in Langenargen am Bodensee von nun an mit zwei Sternen. Das größte Kompliment bleibt für ihn weiterhin der zufriedene Gast.


Der Guide Michelin Deutschland hat deine Küche eben mit zwei Sternen ausgezeichnet. Was bedeutet das für dich und wie fühlt sich das an?
Roland Pieber: Es ist ein unglaubliches Gefühl. Diese Auszeichnung gehört schon fast zum Besten, was man als Koch erreichen kann. Es hat sogar einige Tage gedauert, bis ich es fassen konnte. Ich bin ein ruhiger Typ und eher wenig in der Szene unterwegs. Daher dachte ich, dass es schwierig sein wird an die zwei Sterne heranzukommen. Umso positiver hat mich auch Michelin überrascht. Immer wieder wird gemunkelt, dass man ihre Anerkennung nur bekommt, wenn man Kontakte hat. Das kann ich an meinem Beispiel definitiv widerlegen.


Welche Rolle haben Wettbewerbe und Preise bisher generell in deiner Karriere gespielt?
Roland Pieber: Früher hatte ich zu Wettbewerben immer ein geteiltes Verhältnis. Das liegt vermutlich daran, dass ich kein kompetitiver Typ bin. Ich geh nicht raus und erzähle herum, wie gut ich bin. Trotzdem gab es kurz vor meinem 30er eine Zeit, in der ich gemerkt habe, dass es mir unter den Fingernägeln juckt. Damals habe ich mich kurzfristig für „Junge Wilde“ angemeldet und zum Glück auch gewonnen. Wenig später habe ich auch noch bei einem Wettbewerb in Frankreich mitgemacht. Das war irrsinnig viel Aufwand und ich bin zwar nicht mit dem Sieg nach Hause gefahren, aber mit viel Erfahrung im Gepäck, die ich heute nicht missen will.


Was zählt für dich in deinem Job am meisten?
Roland Pieber: An aller oberster Stelle stehen für mich trotzdem die Gäste. Die Menschen, die unser Gehalt zahlen, sind letztlich die, die uns mit der besten Auszeichnung versehen können. Nämlich, wenn sie sich am Ende des Abends bedanken und sagen: „Das war ein fantastisches Erlebnis.“



Name:
Roland Pieber

Geboren:
15. September 1989

Kommt aus:
Rohrbach am Kulm

Arbeitgeber.:
Seevilla Hotel

Ort:
Langenargen am Bodensee, Deutschland

Aktuelle Position:
Küchenchef

Ausbildung:
Koch

Auszeichnungen:
2 Sterne Guide Michelin 2024, Junger Wilder 2018

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Roland Pieber mit seiner Partnerin Kathrin Stöcklöcker
Fotocredit: SEO Küchenhandwerk


Hast du in den letzten Jahrzehnten je den Gedanken gehabt, dass du einer der besten Köche werden willst?

Roland Pieber: Ich wollte mein Handwerk immer sehr gut beherrschen. Vor meinem 20. Lebensjahr hatte ich auch Vorbilder, also Köche, die es weit geschafft haben. Etwa Wolfgang Puck, der es von Kärnten bis nach Hollywood geschafft und unzählige Restaurants eröffnet hat. Für mich war er wie der Schwarzenegger der Köche. Das hat mir gezeigt, dass man als Koch hoch hinauskommen und sich auch gesellschaftliche Anerkennung erarbeiten kann.



Welche Trends siehst du derzeit in der Gastronomie und wie denkst du, werden sie die Zukunft der Branche beeinflussen?
Roland Pieber: Seit einigen Jahren spielt das Fermentieren eine große Rolle. Ich arbeite zum Beispiel gerne mit Miso und habe in Vorarlberg auch einen jungen Typen gefunden, der sicher 30 verschiedene Misopasten und Soyasaucen herstellt. Mich fasziniert, dass man damit ganz neue Geschmäcker und dezente, aber unglaublich individuelle Noten entstehen lassen kann. Außerdem sehe ich, dass die Küche insgesamt wieder viel puristischer wird. Ein gutes Stück Fleisch, perfekt gebraten mit gutem Kartoffelpüree und einer guten Sauce. So habe ich es beim 3-Sternekoch Sven Wassmer in der Schweiz gegessen. Das war wirklich sensationell. Generell würde ich sagen, dass die Gastronomie wieder etwas entspannter wird. Man soll Spaß am Essen haben und sich bei Tisch auch einfach gut unterhalten. In Zeiten, die fordernd sind, besinnt man sich auch wieder auf den Genuss in guter Gesellschaft.

Wie würdest du deine Ausbildung in Österreich beurteilen?
Roland Pieber: Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir eine bezahlte Ausbildung genossen haben. Ich war auch eine Zeit in Brasilien und dort ist das undenkbar. Wenn du ihnen erzählst, dass du eine Ausbildung gemacht hast und dafür bezahlt wurdest, schauen dich die Menschen ungläubig an. Dieses Privileg sollten wir schätzen.

Was würdest du einem jungen Menschen sagen, der unbedingt Koch werden will?
Roland Pieber: Als ich gelernt habe, gab es die Sozialen Medien noch nicht. Heute machst du Instagram auf und kannst dir hunderte Videos mit Anregungen, Tipps und Rezepten vorkochen lassen. Das ist ein großer Vorteil, denn so kann sich jede und jeder schon vor Lehrbeginn mit dem Kochen auseinanderzusetzen. Wenn du Koch werden willst, musst du Ausdauer haben und lernfähig sein. Ich würde sagen: „Fang einfach an und finde heraus, ob es etwas für dich ist.“ Für mich ist es der schönste Beruf.

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