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Elisabeth Johan;
Fotocredit: Stefan Pajaman

Diese Steirerin zählt zu den besten Jungköchinnen der Welt

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Elisabeth Johan strebte eine Karriere im Büro an. Ein Küchenpraktikum veränderte ihr Leben schließlich radikal. Heute zählt sie zu den größten Kochtalenten.


Herzliche Gratulation zur Silber und Bronze Medaille! Aber vorweg einmal die Frage: Wie schafft man es überhaupt in das Nationalteam der Jungköche?
Elisabeth Johan: Ich liebe es, bei Bewerben mitzumachen. Schon allein deshalb, weil ich hier die Möglichkeit habe, viele neue Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. Ein Austausch, der bereichert! Im vergangenen Jahr wurde ich dann beim sogenannten „Duell der Jungköche“ des VKÖ (Anm.: Verband der Köche Österreichs) Vizestaatsmeisterin. In diesem Jahr hat der VKÖ dann bei meinem steirischen Kochtrainer Walter Mayer angefragt, ob ich für das Nationalteam antreten will. Natürlich habe ich sofort zugesagt.


Was nimmst du außer den zwei Medaillen von der Kocholympiade noch mit?
Elisabeth Johan: Unfassbar viele neue Kontakte. Ich konnte Menschen aus aller Welt kennenlernen. Und zwar auf sehr einfache Art: Wir haben von unseren Kochtrainern Anstecknadeln bekommen, die wir mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus anderen Ländern tauschen konnten. So kommt man super mit allen ins Gespräch. Ich habe Köchinnen und Köche kennengelernt aus Südafrika, Schweden, Norwegen, Dänemark, Polen, Lettland, Estland und sogar welche aus Mexiko und Korea. Kochen verbindet über alle Grenzen hinweg. Insgesamt haben bei der Kocholympiade ja mehr als 2000 Köche aus 59 Ländern teilgenommen. Ein unvergessliches Erlebnis.


Dabei wolltest du ja eigentlich gar nie Köchin werden. Was brachte dich zum Umdenken?
Elisabeth Johan: Mir schwebte eigentlich ein Bürojob vor. Aber meine Eltern haben mich überredet, ein Küchenpraktikum zu machen. Und zum Glück habe ich hier auf meine Eltern gehört. Ein Leben ohne Kochen kann ich mir heute nicht mehr vorstellen. Mein Beruf ist so abwechslungsreich und ich kann auch meine ganze Kreativität ausleben.



Name:
Elisabeth Johan

Geboren:
4. September 1995

Kommt aus:
Graz

Ist:
Chef de Partie im Restaurant Florian, Parkhotel Graz


Holte:
Silber und Bronze mit dem VKÖ Jugendnationalteam bei der Kocholympiade in Stuttgart


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Neben Elisabeth Johan war auch noch ein zweiter Steirer mit dabei im Nationalteam. Und zwar Alex Lind aus dem Restaurant "Geschwister Rauch vulgo Steirerwirt“ (2.v.l.).
Fotocredit: VKÖ

Lange Arbeitszeiten und Dienst am Wochenende?
Elisabeth Johan: Wir haben in unserem Restaurant im Parkhotel eine 7-Tage-Woche und ich liebe es! An zwei Tagen in der Woche habe ich frei und in Absprache mit meinen Kolleginnen und Kollegen fallen diese immer auf unterschiedliche Tage. So genieße ich oft auch freie Tage unter der Woche. Ein Vorteil, auf den ich gar nicht mehr verzichten will. Und was die Arbeitszeiten betrifft: Wer sich heute verwirklichen will, der wird immer etwas mehr geben. Und mir macht das einfach Spaß. Wenn ein Gericht die Küche verlässt, das ich kreiert habe, und es kommt positives Feedback der Gäste zurück, so ist das ein unbeschreibliches Gefühl. Genau deshalb bin ich Köchin geworden.

Wie viel kannst du in deinem Betrieb selbst gestalten?
Elisabeth Johan: Im Parkhotel Graz sind wir alle in der glücklichen Lage, dass uns unser Küchenchef Kurt Mörth größten Freiraum lässt. So sind die vegetarischen Gerichte auf der Karte unseres Restaurants „Florian“ alle von mir. Ich koche sie einmal für unseren Küchenchef vor und er gibt dann sein OK. Auch was das Training für die Kocholympiade betrifft, habe ich volle Rückendeckung und Unterstützung von meinem Arbeitgeber bekommen und durfte einzelne Komponenten sogar in unseren Menüs einbauen.

Du hast dir als eines der größten Talente der Branche bereits einen Namen gemacht. In der Gastro stehen bekanntlich alle Türen offen – wohin wird dich deine Reise noch führen?
Elisabeth Johan: Das mit den offenen Türen stimmt tatsächlich. Ich bin nun seit fünf Jahren im Parkhotel und habe hier auch meine Lehre abgeschlossen. Ich will die Chance nutzen, um das eine oder andere Praktikum zu machen. Aber meine Zukunft sehe ich weiter hier in meinem Betrieb.

Frauen in der Küche sind immer noch eine Seltenheit. Warum ist das deiner Meinung nach so?
Elisabeth Johan: Das kann ich wirklich nicht beantworten, weil ich es selbst nicht verstehe. Ich habe die besten Erfahrungen gemacht und kann alle Mädchen nur ermuntern, diesen Job zu ergreifen. Er ist so vielfältig und kann in aller Welt ausgeübt werden. Und das Beste: Wer sich bemüht, kann sehr rasch sehr weit kommen. Wenn mir jemand vor ein paar Jahren gesagt hätte, dass ich im Nationalteam kochen werde oder für Persönlichkeiten wie den Bundespräsidenten – ich hätte das nie für möglich gehalten. Aber diese Branche macht so vieles möglich.

Für wen durftest du noch aller kochen?
Elisabeth Johan: Wir halten uns mit Namen ja immer bedeckt, aber viele kommen ja auch offiziell zu uns – vom US-Botschafter über Nobelpreisträger bis hin zu TV-Stars. Aber ganz ehrlich? Beim Kochen selbst macht das keinen Unterschied. Wenn es einen prominenten Gast gegeben hat, so erfahren wir das oft erst im Nachhinein oder wenn plötzlich ein bekanntes Gesicht in der Küche auftaucht und sich persönlich für das Essen bedankt. Diese Wertschätzung gehört zu den schönsten Momenten in meinem Beruf.

Dein Tipp für jene, die gerade am Beginn ihrer Laufbahn stehen?
Elisabeth Johan: Mein Motto lautet, dass man nie seinen Ehrgeiz verlieren darf und immer seinen eigenen Weg gehen sollte. Das Wichtigste aber: Probiert vieles aus und bildet euch eine eigene Meinung! Unsere Branche ist voller Möglichkeiten, die genutzt werden wollen.

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