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Christian Schweinzer;
Fotocredit: Jean van Lülik

Deshalb ist die Krise eine Chance für die Gastro

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Kaum einer kennt die Branche so gut wie Christian Schweinzer. Der Steirer vermittelt als internationaler Recruiter Top-Mitarbeiter weltweit in die besten Häuser. Für die Gastro sieht er eine neue Art der Wertschätzung durch die Corona-Krise.


Es sind turbulente Zeiten, die wir gerade erleben. Zur Eindämmung des Corona-Virus wurden staatliche Maßnahmen verordnet, die die Branche besonders hart treffen: Hotels sind geschlossen, Restaurants können lediglich auf Zustell- oder Abholservice setzen. In Zeiten wie diesen muss zuerst die generelle Frage beantwortet werden: Bietet die Branche überhaupt noch Jobs mit Aussicht?
Christian Schweinzer: Definitiv. Natürlich steht jetzt einmal fast alles still. Aber das bedeutet noch lange nicht, das alles Positive, wofür die Gastronomie und Hotellerie vor der sogenannten Corona-Krise stand, nach Beendigung des Lock-Downs nun nicht mehr gelten soll. Im Gegenteil: Ich erkenne für die heimische Branche sogar eine Chance mit Seltenheitswert.


Und die wäre?
Christian Schweinzer: Wir werden nach der Corona-Krise so gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Land haben wie nie zuvor. Das hat einen ganz einfachen Grund: Österreich ist in der komfortablen Lage, auf die besten Fachkräfte zurückgreifen zu können. Und zwar deshalb, weil wir sie selbst ausbilden. Unsere Tourismus- und Gastronomieschulen zählen international zu den besten. Und anstatt, dass diese Mitarbeiter nun wie gewohnt weltweit in den Top-Häusern anheuern, werden sie jetzt einmal für die heimischen Betriebe zur Verfügung stehen. Ganz einfach, weil auch sie eine Zeit lang nicht ausreisen werden können. Das eröffnet die Chance einer völlig neuen Qualität auf einem schon bestehend hohen Niveau.


Noch sind aber viele von ihnen arbeitslos gemeldet oder im Modell der Kurzzeitarbeit. Hat die Branche mit raschen Kündigungen hier sogar voreilig reagiert?
Christian Schweinzer: Jeder Unternehmer muss zunächst die eigenen Finanzen im Griff haben. Schon allein deshalb, um auch in Zukunft ein guter Arbeitgeber sein zu können. In einer Krise, wie wir sie noch nie erlebt haben, ist aber jedes Handeln neu und niemand weiß heute mit Sicherheit, was richtig und was falsch sein wird. Aber ja, eines war schon deutlich zu erkennen: Viele jener Betriebe, die seit jeher zu den besten Arbeitgebern zählen, haben auch in dieser Situation umsichtig reagiert und Entscheidungen getroffen, in denen die Situation ihrer eigenen Mitarbeiter genau abgewogen wurde. Für diese Unternehmen könnte das ein entscheidender Vorteil sein im zukünftigen Werben um die besten Leute. Denn der Fachkräftemangel wird auch nach der Krise nicht entschärft sein.



Name:
Christian Schweinzer


Mit:
seiner Agentur CS-Consulting zählt er zu den gefragtesten Personalvermittlern der Branche



Ist:
Recruiter und Headhunter für die internationale Gastronomie und Hotellerie




Außerdem:
Motivationscoach





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Christian Schweinzer: Der Recruiter und Headhunter ist als Motivationscoach tätig.


Der Tourismus wird aufgrund der anzunehmenden internationalen Reiseeinschränkungen in diesem Jahr auf eine harte Probe gestellt. Wie ist die Stimmung in der Branche?
Christian Schweinzer: Die Karten werden neu gemischt – so viel kann man jetzt schon sagen. Aber ich orte eine Stimmung, die angesichts der herrschenden Zustände und Aussichten eine durchaus positive ist. Das hat auch damit zu tun, dass plötzlich wieder Werte gefragt sind, die in unserer Branche lange eingefordert wurden. Werte wie Wertschätzung für Dienstleistung, Regionalität oder die Rolle des Gastronomen als Nahversorger. Das bedeutet in Konkreten: Die generelle Wertschätzung für die Branche wird steigen. Und das allein ist schon einmal ein positives Zeichen. Und dann dürfen wir nie vergessen, welch kreatives Potential in unserer Branche steckt. Als der Corona-Virus für den Lock-Down eines Großteils der Wirtschaft sorgte, waren es gerade innovative Gastronomen, die rasch mit neuen Ideen am Start waren. Diese Kreativität und Wandlungsfähigkeit ist eine enorme Stärke der Branche.



Was raten Sie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die Zeit, wenn es wieder los geht?
Christian Schweinzer: Ich bin im ständigen Austausch mit den Betrieben und auch mit zahllosen Mitarbeitern, die wir in den vergangenen Monaten weltweit vermittelt haben. Die Betriebe sind jetzt schon wieder auf der Suche nach guten Kräften – zwar noch nicht mit Jobinseraten nach außen, aber im Hintergrund läuft alles schon wieder an. Deshalb empfehle ich ein proaktives Vorgehen – wer sich jetzt bewirbt, hat die besten Chancen.


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