Kühlinger_Maria

Marina Kühlinger
Fotocredit: Melanie Möstl Fotografie

Marina Kühlinger: Ich liebe alles an der Gastronomie.

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Job mit Aussicht: Vom weltbesten Restaurant, dem „noma“, zurück in die Steiermark zu Harald Irka am Pfarrhof. Marina Kühlinger über die Faszination der Sommelière-Arbeit, die Wichtigkeit von Empathie und die unersetzliche Erfahrung, Weine in ihrer Herkunft zu entdecken und zu verkosten.


Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, Sommelière zu werden? Gab es einen Schlüsselmoment?
Marina Kühlinger: Eigentlich habe ich schon immer gerne ein gutes Glas Wein genossen. Den entscheidenden WOW-Moment hatte ich allerdings während meiner Ausbildung am Tourismuscollege Bad Gleichenberg. Es war eine Verkostung mit unserem Sommelière-Lehrer, bei der wir Wein und Käse kombiniert haben. Es hat mich so fasziniert, wie vielseitig und gleichzeitig kombinierbar Wein sein kann. Ich bin eher der praktische Typ als der theoretische, daher hat das Entdecken meine Liebe für den Wein geweckt. Auch nach dem College habe ich mich regelmäßig mit Kolleg:innen und unserem Sommelière-Lehrer getroffen, um zu degustieren. Erst im Glas sieht man die Farbe, riecht die Aromen und erkundet das Gesamtkunstwerk Wein. Das macht's aus.


Wie kann man sich den Ausbildungsweg zur Sommelière vorstellen?
Marina Kühlinger: Das kann man kaum über den Kamm scheren. Viele lernen am heimatlichen Weingut, andere spezialisieren sich über die Sommelier-Ausbildung. Ich habe mir den Zugang zum Wein aus vielen Richtungen erarbeitet. Mich interessiert das Gesamterlebnis Gastronomie. Service, Küche, Gast, Essen und Wein. Ich backe gerne, ich koche gerne und es liegt auf der Hand, dass man auch gerne etwas Gutes dazu trinkt. Mein Interessensgebiet ist zu groß und ich bin viel zu wissbegierig, um mich „nur“ auf den Wein zu konzentrieren. Ich will alles im Kontext schmecken und erleben.



Name:
Marina Kühlinger

Geboren:
29. Juni 1988

Arbeitgeber:
Harald Irka - Am Pfarrhof

Ort:
St. Andrä im Sausal

Aktuelle Position:
FOH Managerin & Sommelière

Ausbildung:
Tourismuscollege Bad Gleichenberg

Am_Pfarrhof

Am Pfarrhof
Fotocredit: Pfarrhof


Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man Sommelière werden will?
Marina Kühlinger: Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist Empathie. Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorlieben, daher ist es entscheidend, dem Gast nichts aufzuzwingen. Sonst verliert man ihn. Stattdessen sollte man lernen, den Gast zu lesen. So entstehen die Möglichkeit und das Vertrauen, ihn zu einem Wein zu führen, der ihm vielleicht etwas Neues zeigt. Permanente Weiterbildung ist sicher das A und O. Man lernt nie aus. Für mich waren die Jahre in Dänemark für mein Wissen um den Naturwein prägend. In Japan habe ich Sake kennengelernt, von dem ich als Speisenbegleiter völlig überzeugt bin. Insgesamt gilt: Verkosten, verkosten, verkosten – das ist der Schlüssel. Wenn ein Gast eine tolle Flasche Wein öffnet und mir anbietet mitzuverkosten, dann würde ich das immer annehmen.

Welche Rolle spielen Reisen und das Entdecken neuer Weinregionen in deiner fachlichen Entwicklung? Wie wichtig ist es, vor Ort zu lernen und Weingüter zu besuchen?
Marina Kühlinger: Das Reisen kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Egal, wohin ich reise, mein Interesse für Wein reist mit. Wenn man die Winzer:innen persönlich kennenlernt und in die Hintergründe des Weinguts eintaucht, bekommt der Wein eine ganz andere Tiefe. Die Lebensphilosophie der Produzent:innen prägt den Charakter des Weins. Diese Persönlichkeiten kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, bereichert mein Verständnis für die gesamte Weinwelt.

Was macht für dich den Reiz an der Arbeit aus? Welche Aspekte des Jobs liebst du besonders?
Marina Kühlinger: : Eigentlich liebe ich alles – von Anfang bis Ende. Das gemeinsame Essen mit den Kolleg:innen vor dem Dienst ist ein besonderer Moment für mich. Es ist der Beginn eines wunderbar orchestrierten Abends. Der Service selbst ist nicht hektisch, sondern voller Energie, und genau das reizt mich. Die Kommunikation mit den Gästen macht mir großen Spaß. Sogar das Polieren des Bestecks genieße ich, weil es mir die Möglichkeit gibt, wieder zur Ruhe zu kommen und den Abend Revue passieren zu lassen. Am Ende des Tages schätze ich den Austausch mit den Kolleg:innen. In den großartigen Teams, in denen ich ein Teil sein darf, geht es auch immer darum zu reflektieren und zu überlegen, wie wir uns noch ein Stück verbessern können.

Welche Ratschläge würdest du jemandem geben, der überlegt, eine Karriere in der Sommellerie zu beginnen?
Marina Kühlinger:Ich würde raten, sich selbst treu zu bleiben. Es kann herausfordernd sein. Besonders wenn man mit erfahrenen Menschen Wein verkostet und versucht, nicht unsicher zu wirken. Es ist wichtig, ehrlich zu sein, wenn man verkostet, und stets Fragen zu stellen. Jede Frage bringt dich weiter, auch wenn sie dir im Nachhinein vielleicht naiv erscheint. Man lernt immer, und das ist entscheidend. Sei mutig. Auch im Weinservice kann immer mal etwas schiefgehen. Ein Korken kann abreissen. In solchen Momenten gilt es, ruhig zu bleiben. Es gibt immer Möglichkeiten, einen Fehler zu korrigieren. Gelassenheit ist der Schlüssel.

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