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Jaimy Reisinger

Jungköchin: „Wir haben den Job, Menschen glücklich zu machen“

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Jaimy Reisinger über ihre süße Leidenschaft und warum die Gastronomie gerade in Zeiten wie diesen eine Branche mit Zukunft ist.


Es war eine Aktion, die österreichweit für Aufsehen sorgte: Als Antwort auf den Lockdown zur Eindämmung des Corona-Virus spendete Philipp Dyczek, Chef des Grazer Restaurants Artis, mit seinem Team Essen für Bedürftige. Mit dabei war mit der Steirerin Jaimy Reisinger auch die derzeit beste Nachwuchs-Patissière Österreichs (Platz 1 beim Falstaff Young Talents Cup, Kategorie Patisserie). Für die gelernte Konditorin war diese ehrenamtliche Arbeit gemeinsam mit dem Artis-Team eine Selbstverständlichkeit......


Gratulation zu eurer wunderbaren Charity-Aktion. Wie kam es zu dieser Idee?
Jaimy Reisinger: Philipp (Anm.: Philipp Dyczek, Artis-Patron) hatte die Idee. Durch den Lockdown standen wir plötzlich vor einem gut gefüllten Kühllager voller frischer Lebensmittel. Was man in der Gastro schon früh lernt: Wegwerfen ist keine Option. Deshalb wollte Philipp die Lebensmittel verarbeiten und jenen Menschen schenken, die sich das sonst kaum oder gar nicht leisten können. So hat es begonnen und plötzlich hat die Aktion Wellen geschlagen. Wir bekamen in der Folge von vielen Menschen Lebensmittelspenden und haben weitergemacht. Natürlich unentgeltlich. Ich bin sehr stolz, dass ich ein Teil dieses Teams sein kann und auch glücklich darüber in dieser Branche gelandet zu sein. Der Zusammenhalt in der Gastro ist enorm, das spürt man gerade jetzt.


Dabei wolltest du ja eigentlich Grafikerin werden…
Jaimy Reisinger: Das stimmt. Ich habe die Ausbildung an der Ortweinschule in Graz aber abgebrochen und meine große Leidenschaft zum Beruf gemacht. Ich kann jedem nur raten, seinem Herzen zu folgen, was den Beruf betrifft. Schon als Kind habe ich es geliebt, mit meiner Mutter in der Küche zu stehen und Cookies zu backen. Jetzt mache ich das beruflich, ein Traum hat sich erfüllt.




Name:
Jaimy Reisinger


Geboren:
9. Jänner 2000


Lernte:
Konditorin


Arbeitet als:
Patissière im Restaurant Artis in Graz



Siegte:
beim Falstaff Young Talents Cup in der Kategorie Patisserie

Jaimy_Reisinger_Dessert



Warum hast du als Konditorin den Weg in die Gastronomie gewählt?
Jaimy Reisinger: Weil ich hier meine Kreativität noch stärker ausleben kann. Außerdem liebe ich das Umfeld in der Küche. Alles ist sehr familiär und der Teamspirit beflügelt zu immer neuen Ideen und Geschmackskompositionen. Mein Chef im Artis gibt mir zudem auch volle Unterstützung und Freiraum. So kann ich, obwohl ich erst 20 Jahre jung bin, sehr eigenständig und frei arbeiten. In welcher anderen Branche ist das in diesem Alter möglich?


Du hast Ende 2019 den „Young Talents Cup“ von „Falstaff Profi“ in der Kategorie Patisserie gewonnen. Wer sind deine Vorbilder?
Jaimy Reisinger: Frank Haasnoot aus Amsterdam ist ein Vorbild. Er ist für mich einer der Besten unserer Zunft und ein Vorreiter, was neue Techniken und coole Trends in der Patisserie betrifft. Das Arbeiten mit Schokolade ist seine Spezialität und auch meine große Leidenschaft. Die Gastro hat ja den großen Vorteil, dass du relativ rasch und unkompliziert von den besten der Welt lernen kannst, indem du dich dort bewirbst und die Chancen stets gut stehen, dass du auch genommen wirst. Sobald das Reisen wieder uneingeschränkt möglich sein wird, will ich mich auch im Ausland weiterbilden. Portugal, Skandinavien und Deutschland stehen ganz oben auf der Wunschliste. In Deutschland konnte ich schon einmal ein Praktikum bei Sterne- und TV-Koch Alexander Hermann absolvieren, in Österreich durfte ich bei Hubert Wallner am Wörthersee mitarbeiten (Anm.: Gault&Millau Koch des Jahres 2020).


Der Lockdown war und ist vor allem für die Gastronomie ein harter Einschnitt. Wie siehst du als junge Köchin die Zukunft in dieser Branche?
Jaimy Reisinger: Ich bin überzeugt, dass die Menschen Regionalität und gutes Handwerk nun noch mehr zu schätzen wissen. In meinem Beruf bin ich außerdem direkt daran beteiligt, Menschen eine schöne Zeit zu bereiten. Und die Sehnsucht danach ist derzeit vielleicht so groß wie schon lange nicht mehr. Ich kann die Gäste in unserem Restaurant mit der Optik meiner Desserts begeistern, natürlich und vorrangig aber mit dem Geschmack. Und gerade die Patisserie hat ja die Aufgabe am Ende eines Menüs für einen unvergesslichen Höhepunkt zu sorgen. Das Feedback, das von zufriedenen Gästen zu uns in die Küche kommt, ist deshalb von unschätzbarem Wert. Wer in der Gastro arbeitet, der macht nicht nur einen Job – hier geht es immer um Leidenschaft und Emotion. Und gerade deshalb liebe ich diesen Beruf so sehr.

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