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Kathi Thaller;
Fotocredit: Posthotel Thaller

Wir Gastronomen sind Verkäufer des Glücks

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Job mit Aussicht: Kathi Thaller führt an der Seite ihres Mannes Luis das Posthotel Thaller in Anger. Warum für sie der Blick nach vorne entscheidend ist und die Gastro trotz Corona guten Zeiten entgegenblickt..


Interviews in Zeiten wie diesen kommen an der Corona Frage nicht vorbei. Beginnen wir also einmal damit…
Kathi Thaller: Die derzeitige Situation ist wohl für alle Gastronomen eine herausfordernde. Unsere Branche hat aber schon immer ausgezeichnet, dass wir nach vorne schauen und nicht zurück. Und dass wir Chancen erkennen und sie kreativ umsetzen. Das hat sich schon im ersten Lockdown gezeigt, als viele Restaurants – und so auch wir – Take-Away angeboten haben. Bei all den Schwierigkeiten müssen wir das Positive sehen.


Und das wäre?
Kathi Thaller: Die Menschen können wieder bewusster genießen. Durch die Zeit des Verzichts rückt das als wichtiger Wert wieder in den Vordergrund. Und ein Hin zu einem bewussten Genuss kann für eine Branche wie die unsere nur gut sein. Wir konnten das nach dem ersten Lockdown beobachten: Unser Gourmetrestaurant war über den Sommer weg fast immer ausgebucht und selbiges erleben wir auch im Wirtshaus und im Hotel. Natürlich ist mir bewusst, dass es nicht allen so ergangenen ist. Vor allem für die Kolleginnen und Kollegen in der Stadt war und ist es schwierig. Corona hat die Gästestruktur jedenfalls verändert.


Stemmt man als Familienbetrieb wirtschaftlich schwierige Jahre leichter?
Kathi Thaller: Natürlich ist die Familie ein Rückhalt. Bei uns helfen alle stets mit, wenn sie gebraucht werden. Vom Vater und den Tanten meines Mannes bis hin zu meiner Schwester, die als Sommelière im Restaurant im Einsatz ist. Ich selbst bin im Büro und gleichzeitig an der Rezeption und im Service, mein Mann Luis steht in der Küche. Es sind aber die 31 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Herz unseres Hauses sind. Die meisten davon sind schon seit vielen Jahren bei uns, auch sie zählen für uns zur Familie. Das ist etwas, das unsere Branche prägt und wohl mit keiner anderen vergleichbar macht.



Name:
Kathi Thaller


Kommt aus:
Anger


Führt:
mit ihrem Mann Luis das Posthotel Thaller


Der Betrieb:
vereint mehrere Konzepte unter einem Dach -
Wirtshaus,
Gourmetrestaurant,
Hotel mit Wellness
und die Konditorei


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Posthotel Thaller
Fotocredit: Posthotel Thaller

Wird die Branche auch in Zukunft noch Jobs mit Aussicht bieten können?
Kathi Thaller: Davon bin ich überzeugt. Bislang waren wir ja mit einem Mangel an Fachkräften konfrontiert. Wer in der Gastronomie oder Hotellerie arbeiten will, ist eine heiß begehrte Aktie. Und das gilt nicht nur für Österreich. Wir haben hier ja die besten Schulen und Ausbildungsmöglichkeiten der Welt, entsprechend werden junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Steiermark und Österreich auch international mit offenen Armen aufgenommen.

Was macht für dich den Reiz der Gastro aus?
Kathi Thaller: Unser Beruf vereint Kreativität mit Handwerk. Dazu kommt der direkte Kontakt mit den Gästen. Am Ende steht ein Job, in dem man das Glück „verkauft“ und man ganz nebenbei auch selbst das Glück findet. Was auch besonders ist: Schon in jungen Jahren kann man viel erreichen und sich so den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere legen. Egal, ob irgendwo auf der Welt oder bei uns in der Region.

Bei euch sind es ja gleich mehrere Konzepte, die ihr unter einem Dach vereint – Wirtshaus, Gourmetrestaurant, Hotel mit Wellness und die Konditorei. Wie funktioniert das Zusammenspiel?
Kathi Thaller: Es sind wie Zahnräder, die ineinander greifen. Das eine kleiner, das andere größer. Aber jedes gleich wichtig. Man darf nicht vergessen, dass wir mit unserem Unternehmen ganz unterschiedliche Zielgruppen ansprechen: Seminargäste, Busreisen, Firmenkunden, Wellnessurlauber, Feinschmecker und natürlich die Leute aus der Umgebung, die auf eine Torte kommen oder zu Mittag auf ein Wiener Schnitzel. Im Sommer machen wir zudem das Eis selbst und sind so auch für Radfahrer zu einer beliebten Zwischenstation geworden. Die Provinz hier hat ihren Charme und ihre ganz besonderen Vorteile. Hier stehen noch Tradition und Altbewährtes im Vordergrund. Alles ist beständiger und langfristiger aufgebaut.

Für viele junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Branche stellt sich genau diese wichtige Frage: Lerne ich in einem traditionellen Betrieb oder in einem modernen?
Kathi Thaller: Lernen kann man überall etwas. Wir haben bei uns ja den Vorteil, dass wir das sogenannte Moderne hier mit dem Ursprünglichen verbinden. In der Gastro kann man sich zudem überall ausprobieren. Im Sommer geht man in das 3-Sterne-Restaurant in der Schweiz, im Winter auf den Berg und im nächsten Sommer auf eine Trauminsel oder man bleibt in seiner Region. Kein anderer Beruf bietet diese Chancen. Und deshalb wird die Gastro auch in Zukunft Jobs mit Aussicht bieten können.

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