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Elias Theiner
Fotocredit: Theiner

Unsere Arbeit ist wertvoll für die Gesellschaft

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Job mit Aussicht: Multigastronom Elias Theiner über die Zukunft der Branche und warum der Wert von Essen noch immer zu gering ist.


Elias, kann man dich als Multigastronom bezeichnen?
Elias Theiner: Ich habe zumindest einige gastronomische Standbeine. Einerseits ist das die Pacht des Bad Weihermühle mit der gesamten gastronomischen Ausrichtung, im Winter zwei Adventsstände in Graz und dann natürlich die beiden Foodtrucks, mit denen meine Mitarbeiter und ich das gesamte Jahr über unterwegs sind – quer durch Österreich und ebenso in Slowenien, Kroatien und Italien.


Eigentlich wolltest du ja Technischer Zeichner werden…
Elias Theiner: Ich hab sogar eine kurze Zeit als Technischer Zeichner in einem Büro gearbeitet. Also genau in jenem Beruf, den ich nach meiner Maschinenbau HTL-Matura angestrebt hatte. Mir wurde aber rasch klar, dass ich nicht dafür geschaffen bin, den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Ich brauche die Action, ich will das Leben spüren und ich hatte immer schon eine Leidenschaft für die Gastro.


Also ein klassischer Quereinsteiger?
Elias Theiner: Ich denke zwar, dass gerade die Gastronomie eine gute Branche für Quereinsteiger ist, trotzdem war mir klar, dass ich das Handwerk lernen will und muss. Ich habe dann die renommierte italienische Kochschule ALMA in Colorno in der Nähe von Parma besucht. Als gebürtiger Südtiroler war das auch sprachlich für mich kein Problem. Der Beruf des Kochs hat auf mich von Beginn an eine Faszination ausgeübt. Es ist eine unglaublich spannende Herausforderung aus stetig wechselnden Produkten immer etwas Schönes zu kreieren. Die Gastro bietet Jobs, in denen du die Möglichkeit hast, Menschen ein Lächeln in die Gesichter zu zaubern. Was gibt es Schöneres?



Name:
Elias Theiner


Ist:
Pächter des Bad Weihermühle in Gratwein-Straßengel


Auch unterwegs mit:
zwei Foodtrucks


Betreibt zudem:
mehrere Adventsstände


Erlernte den Kochberuf in:
der berühmten ALMA,
La Scuola Internazionale di Cucina Italiana


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Fotocredit: Theiner

Die Gastro ist aber auch oft in der Kritik – Stichwort Arbeitszeiten und Bezahlung…
Elias Theiner: Ich kenne diese Kritikpunkte natürlich. Und ja, wir arbeiten in dieser Branche oft dann, wenn andere frei haben. Dafür haben wir frei, wenn andere arbeiten. Gerade für die Kreativen, die es in unserer Branche ja im Übermaß gibt, ist diese Arbeitsweise kein Problem. Die Bezahlung sehe ich selbst kritisch. Für mich beginnt das Problem aber damit, dass wir in Österreich Essen zu günstig verkaufen. Wir Gastronomen müssen es schaffen, uns den Wert der Arbeit auch seriös bezahlen zu lassen. Der Genuss ist etwas wert und Lebensmittel sowieso. Wer beim Essen spart, der spart an der falschen Stelle. Ich sehe es aber auch ganz pragmatisch: Wer in dieser Branche Geld verdienen will, dem werden sich Möglichkeiten auftun, die es in keiner anderen Branche gibt. Das geht vom Arbeiten auf Saison über Stellen, bei denen du allein an Trinkgeld ein Vielfaches deines Lohns verdienst, bis zur Selbstständigkeit. Ich zum Beispiel bin diesen Weg gegangen. Und ich bin noch keinen einzigen Tag unglücklich darüber gewesen. Die Gastro bietet für jede und jeden Jobs mit Aussicht.


Du sprichst vom Wert des Essens im Zusammenhang mit Qualität. Selbst betreibst du aber zwei Foodtrucks. Schließt sich Fastfood und Qualität nicht aus?
Elias Theiner: Natürlich nicht. Das Konzept ist ja, den Menschen etwas in die Hand zu geben, das sie rasch essen können. Der Einsatz von Qualitätsprodukten war uns von Anfang an wichtig. Geld verdienst du dann damit, wenn es gelingt, die einfachen und raschen Gerichte an eine große Anzahl von Menschen zu verkaufen. Und wir haben Veranstaltungen da schicken wir bei unseren Foodtrucks 2000 Portionen am Tag hinaus. Natürlich gab es in den vergangenen Jahren einen echten Hype rund um diese Foodtrucks. Ob das so weiter geht, das weiß niemand. Aber genau das ist ja auch etwas sehr spannendes an dieser Branche: Die Gastro entwickelt sich ständig weiter, es gibt immer neue Facetten und neue Richtungen – das Spektrum reicht von Ernährungstrends bis hin zum Style des Essens. In Österreich zählt die Kulinarik zum Kulturerbe. Unsere Branche ist wesentlich für die Gesellschaft. Gerade jetzt nach so langer Abstinenz durch die Corona-bedingten Lockdowns merken wir, was den Menschen fehlt.

Wird sich die Branche durch Corona verändern?
Elias Theiner: Das hat sie doch schon längst. Lieferservices haben plötzlich ein massives Potential – auch für die Zukunft. Im vergangenen Sommer erlebten vor allem Gourmetrestaurants einen großen Andrang. Zu denken, dass es nach dieser Pandemie gleich weiter geht wie zuvor, wäre verrückt. Aber genau darin liegen viele Chancen und gerade unsere Branche hat gezeigt, wie wandelbar und flexibel sie ist. Sie lebt von der Kreativität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Konzepte werden sich vielleicht ändern, aber die Faszination für diese Branche wird bleiben und die Wertschätzung noch steigen.

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