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Christoph Feilhofer (li) und Andreas Hammer
Fotocredit: Freigeist

Die 3-Tage-Woche für die Mitarbeiter war unsere beste Idee

Geschichten wie sie nur die Gastro schreibt



Job mit Aussicht: Die Freigeist Chefs Christoph Feilhofer und Andreas Hammer sind sich sicher: Ohne gute Arbeitsbedingungen ist ein Erfolg in der Gastro nicht möglich. Im Interview erklären sie ihr erfolgreiches Konzept.


Eure Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben jede zweite Woche vier Tage am Stück inklusive Wochenende frei. In der darauf folgenden Woche sind wieder drei Tage frei. Läuft der Betrieb so gut oder habt ihr etwas zu verschenken?
Andreas Hammer: Zu verschenken hat in der Gastronomie niemand etwas. Und unser Unternehmen läuft auch deshalb seit Jahren so erfolgreich, weil wir überzeugt sind, dass Erfolg nur mit guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglich ist. Also haben wir uns dieses System ausgedacht, um den Job so attraktiv wie möglich zu gestalten. Die freien Tage sind kein Geschenk an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern sie sind das Resultat von zuvor geleisteten Stunden.


Wie wirkt sich dieses System in der Mitarbeiterbindung aus?
Christoph Feilhofer: Die Idee ist ja, dass wir mit attraktiven Arbeitsbedingungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möglichst lange im Betrieb halten können. Als wir 2015 das Freigeist in der Klosterwiesgasse eröffnet haben, sind wir mit acht Mitarbeitern losgestartet. Wir haben selbst an allen Positionen mitgearbeitet – von der Abwasch über die Bar bis zur Küche. Heute haben wir mit drei Standorten und 48 MitarbeiterInnen aber eine Größe erreicht, bei der wir uns auf unsere Leute verlassen müssen, weil wir nicht mehr überall selbst vor Ort sein können.


Für die MitarbeiterInnen in euren Betrieben ist es also ein Job mit Aussicht?
Andreas Hammer: Das ist unser Ziel. Und es gelingt auch. So managt zum Beispiel ein Mitarbeiter, der 2015 als Abwäscher in unserem ersten Lokal begonnen hat, heute unsere drei Küchen. Christoph und ich haben in der Gastronomie sehr viele Erfahrungen gemacht. Gute und schlechte. Und wir wollten in unserem eigenen Betrieb immer das umsetzen, das uns positiv in Erinnerung geblieben ist.

Christoph Feilhofer: Wir haben tatsächlich schon einen langen gemeinsamen Weg hinter uns. Wir sind gemeinsam in die Hotelfachschule in Oberwart gegangen, waren im selben Internat und sogar im selben Zimmer. Danach haben sich die Wege kurz getrennt. Wir haben aber rasch wieder zusammen gefunden und viele Stationen gemeinsam gemacht – von der Après-Ski-Bar bis zum 5-Sterne-Hotel, vom Haubenrestaurant bis zum Catering.




Namen:
Christoph Feilhofer und Andreas Hammer



Sind die Chefs von:
Freigeist Burger in Graz



Gingen schon:
gemeinsam zur Schule



Eröffneten:
2015



Beschäftigen heute:
48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter


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Fotocredit: Freigeist

Schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeiten – es gibt viele Vorurteile in der Gastro. Wir habt ihr das erlebt?
Christoph Feilhofer: Diese Vorurteile sind ja nicht frei erfunden. Natürlich gibt es auch die schlechten Seiten, wenn auch immer seltener. Aber lernen konnten wir überall. Von den guten Betrieben haben wir uns vieles abgeschaut und von jenen Betrieben, die das aus unserer Sicht negativ gemacht haben, haben wir gelernt, wie wir es nicht machen wollen. Daraus haben wir unsere Philosophie erschaffen: Der Gast ist wichtig, aber gleich danach müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen. Das klingt logisch. Und gerade deshalb muss man es jeden Tag vorleben und umsetzen.

Andreas Hammer: Für schlechte Erfahrungen kann man dankbar sein. Das ist auch ein Lernprozess. Und das Besondere an der Gastronomie ist es ja, dass man in so kurzer Zeit so vieles ausprobieren und lernen kann. Du willst nach Amerika? Schreib’ eine Bewerbung und du wirst dort anfangen. In welcher anderen Branche ist das sonst möglich? Wir waren mal auf Saison in Irland. Das war wirklich kein prickelnder Job. Aber wir haben Irland gesehen und gutes Bier getrunken. Die Gastro ist gerade in jungen Jahren eine Branche, in der man reift und selbstständig wird. Zudem bekommt man Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt – ein unverzichtbarer Profit.


Ist die Gastro auch eine Branche, in der man rasch selbstständig werden kann, also so wie ihr, ein eigenes Unternehmen gründet?
Andreas Hammer: Bevor wir in die Selbstständigkeit gegangen sind, waren wir mehr als 15 Jahre als Mitarbeiter in allen erdenklichen Positionen und Betrieben unterwegs. Darunter war etwa auch das damalige Aiola City, das wir über Jahre hinweg mitaufbauen durften. Es ist wichtig, dass man viel gesehen und erlebt hat, bevor man sich selbst als Unternehmer versucht.

Christoph Feilhofer: Natürlich braucht es auch Leidenschaft für den Beruf. Ich zum Beispiel habe mich schon immer für gutes Essen interessiert und habe auch privat immer den Wunsch gehabt, viele unterschiedliche gastronomische Konzepte kennenzulernen. Die Gastro ist mit Sicherheit eine sehr intensive Branche. Aber genau das macht sie ja aus. Wenn du eine gute Idee hast, das Know-how und den Biss etwas aufzubauen, dann bietet dir diese Branche alle Chancen. Es ist ein Job, der in einzigartiger Weise vielfältig ist und genau deshalb auch so spannend. Ich kann nur jeder und jedem raten, den Weg in die Gastro zu gehen.

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